1971 gehörten dem Ortsverband (auf dem Papier) 440 Mitglieder an, "wovon 72 Mann ständig in Bereitschaft sind" (so die RP am 26.03.1971).
Einen Monat später machten wir uns dann einen durch mühevolle Handarbeit erworbenen Namen in der Geschichte des Tierparks (heute Zoo):
Im Erweiterungsgelände an der Berliner Straße gruben wir, wie unsere alten Kameraden damals in Herongen, mit Spitzhacke und Spaten einen 300m langen Graben für die Ringleitung, die das später errichtete Tropenhaus mit Wasser versorgen sollte.
Und immer noch übten wir, übten und übten, was im Ernstfall notwendig ist. Doch der ließ lange auf sich warten.
FOTO: OB Albert Bsdok (rechts) erhält von LB Kautzky (links) die Goldene Ehrennadel des THW (4.8.1971). Hintergrund: Beigeordneter Anders (Stadt Krefeld) und THW Geschäftsführer Galonska.
Wir entschärften Bruchgefahren im Baumbestand des Seniorenheimes "Maria Schutz" an der Maria-Sohmann-Straße (April 1973), wir bauten im September 1974 eine Brücke mit 4 Tonnen Tragkraft über die Schwalm (natürlich übungsmäßig), wir zeigten unser Equipment beim "Treffpunkt Stadtverwaltung" (August 1974), halfen den Kindern und ihren Eltern beim Aufbau eines Holzhauses auf dem Abenteuerspielplatz an der Kempener Allee; wir rissen, zusammen mit den Kameraden der ZS-Brandschutzbereitschaft den "Praasshof" im Forstwald ab (ein historisches Buschhüter-Gebäude, das nach dem Krieg aber mangels Pflege - und Geld - verrottete und eine Gefährdung für spielende Kinder und Spaziergänger darstellte).
Die Fähigkeiten unserer Führungskräfte, uns immer wieder aufs neue zu motivieren, war schier unermesslich. Selbst solche "Unterstützungs-Einsätze" wie die Begleitung von St.-Martins-Zügen, erzeugte in uns so was die Stolz, dazu zugehören.
1975 gründeten Dieter Glöckner, Rüdiger Siepen, Walter Busch und Peter Leiter den "Verein zur Unterstützung des THW". Grund war die anhaltende Geldnot, die für den mittlerweile schon antiquierten Gerätebestand in den THW-EInheiten verantwortlich war.
Fortan konnte unsere Einheit steuerlich absetzbare Spenden des Vereins zur Anschaffung dringend benötigter Geräte benutzen. Viele Anschaffungen wurden bisher gemacht, die unsere Arbeiten etwas leichter machen.
Am 3. Januar 1976 dann war es soweit, unsere Fähigkeiten und Geräten wurden "offiziell" gebraucht. Bei einem starken Sturm kam die Krefelder Feuerwehr mit der Einsatzflut nicht mehr alleien zurecht und so waren wir dann zum ersten Mal mit Sondersignal im Einsatz. Einer dieser Einsätze (von insgesamt über 100 für alle eingesetzten Kräfte der FW und des THW) führte uns zum Krützpoort, wo wir das abgedeckte Dach der Elektrogroßhandlung Schürmanns provisorisch wieder dicht machten.
Mit diesem Einsatzgeschehen kam natürlich eine ganz andere Stimmung in der Mannschaft. Endlich konnten sie einen kleinen Teil dessen zeigen, wozu sie jahrelang ausgebildet worden waren.
April 1976: Der im Dezember 1975 aus Gesundheitsgründen zurückgetretene OB Bsdok übergab dem Gründungsmitglied Heinz Lauterbach die Führung über unseren Ortsverband.
Heinz Lauterbach (Foto links), Helfer Nr. 6, wurde in einer kleinen Feierstunde vom Landesbeauftragten Kautzky unter dem Beifall der anwesenden Gäste aus der Stadtverwaltung und seinen Kameraden mit der Urkunde zum Chef unserer 146 Mann starken Einheit ernannt. Das "unser" Heinz schon 20 Jahre das Amt des stellvertretenden OB inne hatte, war er mit den Dienstgeschäften bestens vertraut.
Bis zum Oktober 1978 führte Heinz Lauterbach unseren OV über Höhen und durch Tiefen, wobei wir die Tiefen dank seines ruhigen Führungsstils selten mitbekamen. In seiner Führungszeit konnte unserer OV sich u.a. einiges Ansehen in Krefeld erwerben. Der Krefelder Rosenmontagszug z.B. war eine lange Zeit ohne die THW-Kraftfahrer undenkbar.
Beim Waldbrandeinsatz in Brüggen, beim Umbau des Burchartzhof zur DRK-Schule, (neben der Bockumer Kirche), der Durchbruch durch eine Wand in den städtischen Krankenanstalten mittels Sauerstofflanze sowie einige Großübungen, wie die Wasserdienstübung "Unten im Bruch" (heute Elfrather See), wurden unter seiner fachkundigen Führung zu festen Begriffen in unserer Einrichtung.
Heinz wurde am 14. Oktober 1978 mit 67 Jahren in einem großen Festakt von seinen Jungs verabschiedet. Bei diesem Anlass wurde in Krefeld zum ersten Mal ein richtiger Orden verliehen; das silberne Ehrenzeichen des THW symbolisierte die Verdienste, die "unser" Heinz für das THW erbracht hat.
Zwei Unterführer überreichen ein gemaltes Bild zum Abschied an Heinz Lauterbach (2. von rechts). Rechts im Bild der "Neue" Walter Busch.
Die Abschiedsfeier war gleichzeitig auch Anlass zum Amtsantritt für den neuen OB: Walter Busch, 29 Jahre, übernahm die Bergungs- und Instandsetzungseinheiten und führte in seiner Antrittsrede aus, dass "...wir kein Haufen ... Drückeberger..." sind, sondern eine der drei staatsbürgerlichen Pflichten wahrnehmen: Bundeswehr, Zivildienst, Katastrophenschutz.
Walter Busch, im Beruf Jurist und Finanzbeamter, fing als einfacher Bergungshelfer in einem der 3 Bergungszüge am 27.04.1974 an. Seine berufliche Tätigkeit prädestinierte ihn geradezu, in der Verwaltung des OV tätig zu werden und so wurde er bald nach der Grundausbildung mit den Geschäften der Verwaltungsführung betraut. Die Beauftragung zum Vorgesetzten unserer gut funktionierenden Einheit war die logische Folge seiner hervorragenden Verwaltungsorganisation. Sein ruhiger, kameradschaftlicher Führungsstil brachte eine neue Qualität in unser Wirken. Der bis dato immer noch leicht militärisch wirkende Dienstablauf, (der manchmal in Sachen Disziplin einen Vorteil gegenüber den heute angewendeten Führungsmethoden hatte), wurde in etwas "leiseren" Bahnen durchgeführt. Walter ließ jedem Einheitsführer die Freiheit, seine Jungs zu führen, wie es notwendig war. Aber mit energischer Bestimmtheit konnte er auch Unstimmigkeiten bereinigen, ohne dass sich jemand verletzt fühlte.
Ebenso wie uns, zeigte er durch klare Worte auch den Vertretern der Presse, wer wen "nach seiner Pfeife tanzen lässt."
In einem Artikel über einen Hilfeleistungseinsatz am Baakeshof (Siempelkampstr. / Venloer Str.) hatte die RP geschrieben, dass das THW sowie ein Brandschutztrupp des ZS nach der Pfeife der CDU "tanzt". Ein Leserbrief mit den klar abgesteckten, von politischen Institutionen unabhängigen Führungsstrukturen des THW stellte die Sachlage in die richtige Ecke.
Während Walters 16-jähriger Tätigkeit als Chef unsere mittlerweile 154 Mann starken Truppe waren auch mehrere Einsätze zu verzeichnen.
Wir rückten im August 1979 alarmmäßig nach Gruiten (Wuppertal) aus. Sprenglöcher wurden in einen riesigen Betonsilo gebrannt. Der "Klotz" stand nach einer misslungenen Sprengung schief im Gelände.
Wir mussten also aufgrund der unklaren Gefährdungslage schneller arbeiten, als es bei solchen Arbeiten üblich ist. Beim 2. Einsatz, eine Woche später, wurde der Betonriese dann mit unserer Hilfe von den Kameraden des OV Marl "geknackt".
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