Landesweit äußerten sich die Verantwortlichen des THW in Wort und Schrift sehr kritisch zu diesem im Dezember 1960 vom BMI manifestierten Organisationswandel. So tauchten dann Anfang der 60er Jahre im BMI erste Zweifel über die "Sinnhaftigkeit der bestehenden Strukturen" auf und man fasste den Entschluss, der bestehenden Entwicklung, durch organisatorische Maßnahmen entgegenzuwirken.
Die Rückführung zur "eigenen selbstständigen Organisation unter Aufsicht des Bundesinnenministers" wurde aber erst am 6. September 1966 durch den BMI Paul Lücke während einer großen Verbandsübung bei Hoya an der Weser bekanntgegeben.
Während dieser schwierigen Zeiten erbrachten die THW-Kameraden in Krefeld weiterhin ihre Leistungen zum Aufbau und Erhalt unseres OV.
Pressemeldungen von 1959/60 berichten u.a. von Hilfeleistung für das DLRG beim Versetzen eines Beobachtungsturms für die Rettungsschwimmer am Rhein bei Langst-Kierst; über einen "Brückenschlag im Bruch", der "vor Vertretern von Polizei und Feuerwehr" 65 THW-Kameraden bei einem angenommenen Flugzeugabsturz am Schießstand auf den Plan rief und über eine Werbeveranstaltung im Haus Schüten (Uerdinger Str., gegenüber Zoo, gibt´s nicht mehr; d.Verf.), die unter Leitung des OB Dr. Bellingen "wie am Schürchen ablief".
Am 3. Juni 1961 sendete das Deutsche Fernsehen den "Katastrophenfall X". Es war eine Sendung über Aufbau und Organisation des THW. Hierbei wirkten u.a. Krefelder Helfer als "Schauspieler" mit und trugen somit dazu bei, dass der Strom der jungen Männer, die sich in unsere Listen einschreiben wollten, nicht abriss.
Dass einige Jahre nach Beendigung des 2. Weltkriegs die Notwendigkeit eines wirkungsvollen Zivilschutzes in dem das THW gemäß gleichnamigen Gesetzes mitwirken musste, im Bewußtsein der Bevölkerung einerseits als wichtig und andererseits als bedenklich eingestuft wurde, hatte teilweise keinen Einfluss auf die Entscheidung der jungen Leute, bei uns mitzumachen.
Da die Menschheit weiterhin bereit war, gegeneinander mit Waffengewalt vorzugehen, um die unterschiedlichsten Interessen durchzusetzen, war in den Kreisen der Wehrpflichtigen eine hohe Bereitschaft vorhanden, mit friedlichen Mitteln ihren Staatsdienst zu leisten. So war das "Angebot", alternativ zum Wehrdienst eine andere sinnvolle Tätigkeit auszuüben ein ebenso großer Anreiz in unsere Organisation einzutreten, wie die Möglichkeit, Dinge zu lernen und anzuwenden, die den Menschen helfen können.
Die "Neue Rhein-Zeitung" berichtete am 22.08.1964, dass das THW "... aus mehr als bescheidenen Anfängen zu einer Hilfsorganisation herangewachsen ist, auf die auch in Krefeld nicht mehr verzichtet werden kann".
Curt Bruss, Helfer Nr. 2 mit Eintrittsdatum 10.09.1952, zu diesem Zeitpunkt Verwaltungs-Chef im OV und schon 81 Jahre alt ("...man glaubt sie ihm kaum..." schrieb die Rheinische Post) bemerkte triumphierend (RP 21.08.1965) "Nun hat auch die Stadt die Notwendigkeit des THW in Krefeld erkannt. Nach der Überschwemmungskatastrophe in Etteln (südlich von Paderborn, d.Verf.) hat man sich mit uns zusammengesetzt und wird nun Maßnahmen zur Verbesserung unserer Arbeit ergreifen". Diese Aussage wurde auf der Grundlage eines Schreibens gemacht, das der Landesbeauftragte an das Bundesamt für zivilen Bevölkerungsschutz in Bad Godesberg geschickt hatte.
In dieser Nachricht vom 9. Februar 1965 wird berichtet, dass man beim Leiter des "Stadtamtes für öffentliche Ordnung in Krefeld" vorgesprochen habe und mit ihm die Zusammenarbeit erörterte.
Zu der Zeit wurden sogenannte Bergungsbereitschaften für den zivilen Bevölkerungsschutz aufgestellt und der OV Krefeld hatte der Stadt dafür "... alle Führer und Unterführer, sowie 60 Helfer..." gestellt. Herr Dallinger (Leiter des Ordnungsamtes, d.Verf.) will die Fahrzeuge einer Bergungsbereitschaft..., dem Ortsverband übergeben".
Im Nachsatz wird berichtet, dass die Besprechung "... in vertrauensvoller Atmosphäre..." verlief. (Dem sachkundigen Zeitzeugen und Leser dieser Zeilen geht dabei vielleicht die Vermutung durch den Kopf, dass das vielleicht zwischen Stadt und der OV-Führung nicht immer so war?) Jedenfalls haben die Aktivitäten der Krefelder THW-Leute ihre Früchte getragen.
Beim angesprochenen Hochwasser-Einsatz in Etteln waren sie den Padernborner Kameraden zwar nicht zur Hilfe geeilt, aber die immerwährenden Übungen für ihre Aufgaben bei Hochwasser zwischen Kaiserswerth und Duisburg machten sich im übertragenen Sinne bezahlt: Das THW hatte mit Unterstützung der Stadt Krefeld die Liegenschaft Parkstraße 47 in Uerdingen angemietet (in der wir noch heute "wohnen").
Die Ausrüstung mit den Gerätekraftwagen auf Magirus-Saturn Fahrgestell und den Hannomag-Mannschaftskraftwagen ließ nicht lange auf sich warten.
Am Samstag, dem 6. April 1968 wurde dann die offizielle Verpflichtung unseres OV, der Stadt auch als Zivilschutzeinheit zur Verfügung zu stehen, vom Beigeordneten Fabel durch Überreichung einer Urkunde an die 80 Männer und 6 Frauen aus verschiedenen Organisationen "festgemacht". Auf dem Rathausvorplatz warteten die sandgelben Einsatzfahrzeuge und das "ZB"-Emblem, ein blaues Dreieck in einem gelben Kreis mit blauem Ring zeigte an, dass hier eine Zivilschutz-Einheit aufgefahren war.
Curt Bruss, der den OV nach Dr. Bellingen kommissarisch leitete, übergab 1967 die Geschäfte an Dipl.-Ing. Albert Bsdok, seines Zeichens Baudirektor der Stadt Krefeld.
Schon 1951 trat Bsdok in Berlin dem THW bei. Als "Vorbelasteter" (ab 1934 in Beuthen und Berlin bei der TN) war es für ihn selbstverständlich, seine beruflichen Kenntnisse wie seine Einsatz-Erfahrungen bei der Technischen Nothilfe dem jungen "Ableger" zur Verfügung zu stellen.
Die hauptamtliche Geschäftsstelle des THW-Kreises Krefeld war mittlerweile von der Wassergasse 8 (zwischen Luth.-Kirch-Straße und Klosterstraße; gibt es heute nicht mehr; d.Verf.) zur Parkstraße nach Uerdingen umgezogen. Im Zuge "kommunalstruktureller Änderungen im Land NRW" wurden von der Krefelder Geschäftsstelle nun auf Weisung des LV V in Düsseldorf auch die Ortsverbände Moers und Rheinhausen betreut.
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